Auf einer Versammlung am 30. November 1878 unterzeichneten 31 Interessenten im Hotel Kattwinkel in Siegen ein Gesuch an den König-lichen Staatsminister für Handel und Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Exzellenz Maybach in Berlin, zur Aufnahme von Vorarbeiten für eine normalspurige Secundärbahn von der Station Haardt (Weidenau) der Bergisch-Märkischen Eisenbahn über Siegen und Eiserfeld nach Eisern und einem Abzweig nach der Station Niederschelden der Cöln-Mindener Eisenbahn. Eine Konzession zum Bau und Betrieb wurde am 7. März 1881 erteilt und die konstituierende Generalversammlung der Eisern-Haardter Eisenbahn-Gesellschaft fand am 19. April 1881 in Siegen statt. Zweck der Bahn war laut Konzessionsurkunde die Verbindung der Eisen-erzgruben und Hüttenwerke des mittleren Siegtals, Eisern-Tales und des Weiß-Tales mit den bestehenden Fernbahnen nach Cöln und Hagen. Bei Vorarbeiten stellt sich heraus, dass der Streckenteil von Haardt nach Siegen zu hohe Kosten verursachen würde. Ausserdem weigerte sich die BME ihre Güterwagen auf eine Strecke übergehen zu lassen, die extrem enge Kurvenradien aufweisen sollte. Daher beschloß man die Bahn auf den Abschnitt Eisern-Siegen zu beschränken mit einem Abzweig in Eiserfeld nach Reinhold-Forster Erbstollen und einer Verlängerung in Siegen zur Hainer Hütte. Dieser Beschluß wurde am 19. Juni 1882 konzessioniert und der Name des Unternehmens in Eisern-Siegener Eisenbahn-Gesellschaft Aktiengesellschaft (ESE) geändert. Dennoch sprachen noch 75 Jahre später alte Siegener beharrlich von der Eisern-Haardter Eisenbahn. Dies allerdings zur Verwunderung der Jüngeren, denen der Ortsname „Haardt“ nicht mehr geläufig war, die aber durch-aus wussten, dass es auf der „Eisernhardt“ keine Eisenbahn gab.
Nachdem am Freitag, den 16. November 1883 die übliche landespolizei-liche Abnahme der neuen Bahn erfolgreich beendet war, fanden die Einweihungsfeierlichkeiten der Eisern-Siegener Eisenbahn am nächsten Tage statt. Der Festzug bestand aus einer Lokomotive und sechs ge-schmückten Wagen. Vom Bahnhof Hain in Siegen ging die Fahrt mit 50 hochgestimmten Honoratioren und einer Musikkapelle über die 11,8 km lange Strecke nach Eisern und wieder zurück. Anschließend begann ein Festmahl für die Gäste. „Und da bei uns Deutschen stets die schöne Sitte herrschte, unserem geliebten Kaiser das erste Glas zu weihen, so geschah dieses auch wiederum hier. In kernigen, ansprechenden Worten feierte Herr Oberregierungsrath Krahn aus Elberfeld unseren theuren Landesherrn.“
Am 01. Dezember 1883 wurde die Bahn von Eisern über Eiserfeld und Siegen Eintracht nach Hain offiziell für den Güterverkehr eröffnet. In Siegen und Eiserfeld war sie mit der Staatsbahn verknüpft. Die Erstausstattung an rollendem Material bestand aus 3 Dampflokomotiven der preußischen Bauart T3, zwei Personenwagen und 48 Güterwagen. Die Aktien der ESE hielten mehrheitlich der Kreis und die Stadt Siegen, ausserdem das Land Preussen und Siegerländer Industrie-Unternehmen.
Bildergalerie ESE
Die Gleise waren überwiegend in der Straße verlegt, was dann auch später zur raschen Stilllegung führte. Der Personenverkehr wurde erst 1890/1892 auf der Strecke von Siegen-Eintracht nach Eisern eingeführt. Im Jahre 1947 pachtete die Siegener Kreisbahn die ESE-Infrastruktur, elektrifizierte die Strecken nach Eisern und Kaan, um darauf einen Personenverkehr mit Strassenbahnwagen einzuführen. Am 27.02.1953 übernahm die Siegener Kreisbahn die ESE gänzlich, womit der Firmenname aus dem Handelsregister gelöscht wurde.
Lokomotiven der ESE
Dampfloks
1 Cn2t pr. T3 Henschel 1883/1608 a 1928
2 Cn2t pr. T3 Henschel 1883/1609 a 1925
3 Cn2t pr. T3 Henschel 1883/1610 a 1925
4 Cn2t pr. T3 Henschel 1888/2687 a 1924
5 Cn2t pr. T3 Henschel 1893/3792 a 1926
6 Cn2t pr. T3 Henschel 1896/4576 a 1931
7 Cn2t pr. T3 Henschel 1901/5635 a 1934
8 Cn2t pr. T3 Henschel 1901/5636 a 1935
9 Cn2t pr. T3 Henschel 1907/6706 a 1935
10 Cn2t pr. T3 Henschel 1884/1916 a 1924
Lok 10 war eine T3 der KPEV, die 1913 angekauft wurde.
11 Dh2t Jung 1923/3425 verk 1961
12 Dh2t Jung 1923/3426 verk 1961
13 Dh2t Jung 1925/3709 verk 1960
14 Dh2t Jung 1925/3710 verk 1961
15 Dh2t Jung 1925/3711 verk 1961
16 Dh2t Jung 1935/5597 verk 1960
Dieselloks
17 C/Stange R42C Jung 1961/13286 verk 1999 an BLE
18 C/Stange R42C Jung 1961/13288 verk 1993
19 C/Stange R42C Jung 1961/13289 verk 1990 an MAK
20 C/Stange R42C Jung 1962/13423 verk 1993
Aktuelle Literatur:
Löttgers, Moll, Reuter, Trippe (2009) Von der Eisern-Siegener Eisenbahn zur Kreisbahn Siegen-Wittgenstein, Verlag Vorländer, Siegen.
Am 04.06.1904 wurde die Kleinbahn Weidenau-Deuz (KWD) gegründet, am 04.08.1904 die Hauptgenehmigung erteilt. Anfangs wurde die 1906 eröffnete Strecke hauptsächlich zur Personenbeförderung genutzt. Im Jahre 1916 wurde eine Erweiterung der Strecke bis nach Irmgarteichen-Werthenbach eröffnet, die aber zunächst auch keine Erhöhung des Frachtaufkommens mit sich brachte. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das mit der Ansiedlung neuer Industriebetriebe im Siegtal, die mit einem Industriegleis in die Herrenwiese angebunden wurden. 1955 wurde der Personenverkehr endgültig auf Dieseltriebwagen umgestellt. Der letzte dampfbespannte Personenzug fuhr am 25.06.1962. Schon sechs Jahre später wurde der Personenverkehr mit Bussen der Siegener Kreisbahn gefahren. Die Schienenbusse wurden verkauft. Die Kreisbahn hatte zum 01.04.1955 die Betriebsführung der KWD übernommen, mit Wirkung zum 01.01.1970 übernahm sie die KWD ganz.
Im Jahre 1981 wurde der Abschnitt vom Anschluß der Firma Gräbener in Werthenbach bis zum End-Bahnhof in Irmgarteichen-Werthenbach stillgelegt und bis 1983 abgebaut. Der Anschluß Gräbener wurde dann am 28.05.2004 letztmalig bedient. Gut vier Monate nach der Stilllegung des Gesamtverkehrs auf der Strecke Dreis-Tiefenbach - Werthenbach der Kleinbahn Weidenau-Deuz wurden im Bahnhof Deuz die Gleisanlagen umgebaut. Laut Aussage der SK wird damit lediglich der Inselbetrieb der Firma Walzen-Irle vereinfacht werden. Keinesfalls soll der (theoretische) Weiterbetrieb unterbunden werden. Seit dem 25.10.2004 ist die Strecke der Johannlandbahn ab dem Bahnhof Dreis-Tiefenbach bis zum Streckenende in Werthenbach stillgelegt. Das nordrheinwestfälische Ministerium für Verkehr, Energie und Landesplanung hat der Siegener Kreisbahn GmbH die Genehmigung zur dauerhaften Einstellung des Eisenbahnbetriebs gemäß § 11 des Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) auf der Strecke der Kleinbahn Weidenau - Deuz im Bereich km 3,222, Bf. Dreis Tiefenbach, bis km 15,808, Streckenende Werthenbach erteilt. Ausgenommen ist ein Teil der Strecke im Bahnhof Deuz. Hier wickelt die Firma Walzen-Irle weiter ihren Werksverkehr ab.
Bildergalerie KWD
Triebfahrzeuge der KWD
Dampfloks
1 Cn2t Typ Bismarck Henschel 1906 a vor 1933
2 Cn2t Typ Bismarck Henschel 1906 a vor 1933
3 Cn2t Typ Bismarck Henschel 1906 a vor 1933
4 Cn2t Typ Bismarck Henschel 1909 „Buddenberg“, verk
5 Cn2t O & K 1923 verk nach 1945
6 Cn2t O & K 1923 verk 1942 an RLE
7 Dh2t Jung 1928 a 1961
8 Dh2t Jung 1929 verk 1960
9 Dh2t Jung 1938 a 1963
10 C1’h2t Jung 1942 a 1963
Dieselloks
11 C/Stange R42C Jung 1960 verk 2001 an EF Betzdorf
12 C/Stange R42C Jung 1959 verk 2003 an Gontermann
13 C/Stange R42C Jung 1961 verk 1996 an BLE
14 C/Stange R42C Jung 1962 a 1990
Triebwagen und Beiwagen
VT 20 Bo Wumag 1939 verk 1962
VT 21 A 1 Uerdingen 1955 verk 1968 an AKN
VT 22 A 1 Uerdingen 1955 verk 1968 an AKN
VB 23 2-achsig Uerdingen 1955 verk 1968 an VB S
VB 24 2-achsig Uerdingen 1955 verk 1968 an AKN
VB 25 2-achsig Uerdingen 1955 verk 1968 an HZL
VT 26 A 1 Uerdingen 1956 verk 1968 an AKN
VT 27 A 1 Uerdingen 1955 verk 1968 an AKN
VB 28 2-achsig Uerdingen 1955 verk 1968 an AKN
VB 29 2-achsig Uerdingen 1955 verk 1968 an EBOE
Die Fahrzeuge 21 bis 29 glichen äusserlich den DB VT/VB 98.
Die VT der KWD hatten aber nur einen Motor wie die DB VT 95.
Ein Fahrzeug der KWD ist erhalten: Der Schienenbus-Beiwagen VB 23 befindet sich nach etlichen Zwischenstationen nun im Bestand der Hochwaldbahn Trier. Zuletzt wurde er 2008 hauptuntersucht und ist fahrbereit. Er wird derzeit zwischen Morbach und Büchenbeuren eingesetzt.
Aktuelle Literatur:
Löttgers, Moll, Reuter, Trippe (2006) Die Kleinbahn Weidenau - Deuz, Verlag Vorländer, Siegen.
Am 14.11.1904 hatte die Freiengrunder Eisenbahngesellschaft (FGE) die Hauptgenehmigung für eine normalspurige Eisenbahn von Herdorf nach Unterwilden erhalten. Für den Güterverkehr wurde die Bahn im Jahre 1907 eröffnet, im folgenden Jahr für den Personenverkehr.
Bildergalerie FGE
Nachdem die Siegener Kreisbahn zum 01.07.1949 die Betriebsführung der FGE übernommen hatte, wurde der schwache Personenverkehr am 31.10.1950 eingestellt. Zum 01.01.1970 ging die FGE in der Siegenér Kreisbahn auf und wurde aus dem Handelsregister gelöscht.
Lokomotiven der FGE
Dampfloks
1 Dn2vt Jung 1907/1000 a 1960
2 Dn2vt Jung 1907/1001 a 1959
3 Dn2vt Jung 1908/1229 a 1961
Diese Loks sind Zweizylinder-Verbundmaschinen Bauart Gölsdorf.
4 C1’n2t Borsig 1903/5186
Lok kam 1926 leihweise von KNE und ging ca 1937 in den Besitz der FGE
über. Wurde mehrfach verliehen, zuletzt 1943 an Finowfurther Eisenbahn. In Eberswalde noch 1948 vorhanden. Dann verliert sich die Spur…
Diesellok
4‘‘ C/Stange R42C Jung 1959/13118 verk 1980 Gontermann
Aktuelle Literatur:
Die Siegener Kreisbahn (SKB) war ursprünglich Träger des ÖPNV im Siegerland mit Bus, O-Bus und Strassenbahn (siehe auch Seite Strassenbahn). Dazu kam Güterverkehr im Raume Geisweid mit 3 Elektroloks. Bis Mitte der 1950er Jahre hatte sie die Betriebsführung von ESE, KWD und FGE inne und übernahm die drei Bahnen später gänzlich. Damit erloschen die alten Firmenbezeichnungen. Ende 2004 wurde die Siegener Kreisbahn in Kreisbahn Siegen Wittgenstein (KSW) umbenannt und konzentrierte sich fortan auf den Güterverkehr auf den eigenen Strecken und auch darüberhinaus.
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