Seit längerem bestehen Pläne, die Ruhr-Sieg-Bahn von Hagen nach Siegen und weiter nach nach Giessen zu modernisieren, um die Strecke im Personenverkehr für höhere Geschwindigkeiten tauglich zu machen und im Güterverkehr als Entlastung in Nord-Süd-Richtung nutzen zu können. Zwei Bauabschnitte sind vorgesehen:
DB-Netze hat diese Baumaßnahmen an der Strecke als Kernelemente in ihre Planungen aufgenommen.
Am 11.11.2010 hat der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer mit der Presserklärung 341/2010 die Ergebnisse einer Bedarfsplanüberprüfung des Bundesverkehrswegeplans vorgestellt. Änderungen bei den Stras-sen-Projekten gab es demnach nicht. Von den jetzt überprüften 38 Schienen-Projekten fielen jedoch 9 bei der Überprüfung unter ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von eins. Dies bedeutet, dass sie haushaltsrechtlich keine Bundesförderung erhalten dürfen und zunächst "eingefroren" werden. Dazu gehören beide Baustufen der Strecke Hagen-Giessen:
Die Ruhr-Sieg-Bahn besteht nun seit fast 150 Jahren. In dieser Zeit hat es keine Änderungen des Streckenverlaufes gegeben. Unsere modernen Züge nehmen also heute noch genau den gleichen Weg wie 1861 die ersten Dampflokomotiven der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn. Selbstverständlich ist die Technik fortgeschritten, so daß nun stärkere, effektivere Lokomotiven größere Zuglasten in kürzerer Zeit transportieren können. Dennoch sollte in Zeiten von Hochgeschwindigkeitsbahnen die Frage erlaubt sein, wie alte Schienenwege verbessert werden können, um konkurrenzfähig gegenüber der Strasse zu werden oder zu bleiben. Für das Siegerland heißt das konkret:
1.) Wie kann erreicht werden, daß der Bahn-Reisende von Siegen Hbf in 30 Minuten nach Giessen und in 45 Minuten nach Hagen gelangt?
Um diesem Ziel näherzukommen, war für einen ersten Bauabschnitt vorge-schlagen worden, die Neigetechnik einzusetzen. Diese erlaubt schnelleres Fahren durch die zahlreichen Kurven entlang der Flüsse Hundem und Lenne. Fahrzeuge stünden zur Verfügung, allerding muß die Streckentechnik ange-paßt werden. Nach den Berechnungen der DB würde der Finanzaufwand ca. 50 Millionen Euro betragen. Dies wird nun bei der Bedarfsanpassung des BVWP als unwirtschaftlich hinsichtlich der Betriebskosten bezeichnet.
2.) Wie kann die Leistungsfähigkeit der Bahn für Gütertransporte erhöht werden?
Der Güterzugverkehr wird insbesondere durch Steigungsstrecken behindert. Daher sollte mit dem zweiten Bauabschnitt der längste Steigungsabschnitt der Ruhr-Sieg-Bahn beseitigt werden, um mehr Verkehr auf diese Strecke zu verlagern. Die Kosten dafür werden mit 409 Millionen Euro beziffert. Das Ergebnis der Bedarfsanpassung an den BVWP ist, daß die Maßnahme die Attraktivität als Ausweichstrecke nicht wesentlich erhöht.
Im Endeffekt bedeutet diese Bewertungen das Ende der Ruhr-Sieg-Bahn. Dies ist beileibe nicht nur für diese Strecke politisch so gewollt und folglich fallen die Meinungen der unabhängigen Bahnchefs und die Gutachten unabhängiger Berater auch entsprechend aus. Bislang waren im Wesentlichen Nebenbahnen betroffen, nun aber werden auch Hauptstrecken systematisch abgeschafft. Das ist eine neue Qualität in der Verkehrspolitik, die offen die Strassen-Lobby bedient und die Schiene buchstäblich verrotten läßt. Übrig bleiben zukünftig im Personenverkehr nurmehr ICE zwischen Berlin, Hamburg und München und im Güterverkehr Ganzzüge zwischen wenigen Großkunden und noch weniger Güterverkehrszentren.
Noch aber hat die Bahn Zukunftspotenial, auch die Ruhr-Sieg-Bahn. Dieses Potential muß jetzt erhalten und genutzt werden.
Die Instandhaltung der Strecke und der Erhalt der Nebengleise müssen gewährleistet sein. Das ist die Aufgabe von DB-Netze. Weder Land, noch Kreise oder Kommunen müssen hierzu beitragen. Ob aber tatsächlich solche Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden, ist alleine vom politischen Willen des Eigners der DB-"AG", also der Bundesregierung, abhängig.
Das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes NRW trägt maßgeblich zur Finanzierung der Modernisierungsoffensive bei. Gleichzeitig hat das Ministerium versucht, möglichst einheitliche Ausstat-tungsstandards von Bahnhöfen mit vergleichbarer Verkehrsfunktion zu errei-chen. Das Ministerium wurde dabei von der Ingenieurgruppe IVV unterstützt und fachlich beraten. Die DB Station&Service AG ist als Eigentümerin der Stationen verantwortlich für die Umsetzung der Modernisierungsmaßnahmen. Die Umbaumaßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit allen Beteiligten des Programms. Die in das Programm einbezogenen Strecken und Bahnhöfe werden zwischen dem Land NRW und der DB Station&Service AG in enger Abstimmung mit den Zweckverbänden ausgewählt und festgelegt. Die Zweckverbände als Aufgabenträger und Besteller der SPNV-Leistungen wirken darüber hinaus bei der Planung und Umsetzung der Bahnhofsoffensive mit. Sie bringen lokale Be-sonderheiten und Erfahrungen ein und koordinieren Aktivitäten der Gemeinden im Umfeld der Bahnhöfe.
In einer zweiten Realisierungsstufe ist die Modernisierung von 108 Stationen geplant. Hierzu haben die Landesregierung und die Deutsche Bahn im De-zember 2008 eine Vereinbarung geschlossen. Bis spätestens 2015 sollen alle Maßnahmen begonnen werden. Das geschätzte Kostenvolumen der Moder-nisierungsoffensive 2 liegt bei rund 407 Mio. €. Davon werden aus Bundes-mitteln 270 Mio. € bereitgestellt. Das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt 120 Mio. € und die DB AG beteiligt sich mit 17 Mio. €.
Die Bahnhöfe und Haltepunkte an der Ruhr-Sieg-Strecke von Altena bis Siegen-Weidenau sollen im Rahmen der Modernisierungsoffensive 2 wie folgt saniert werden:
Altena (Westfalen) – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (150 m Länge), neue Beleuchtung,
neue Beschilderung, Informationsvitrine, Wetterschutz,
Sitzgelegenheit
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge, Pflasterung,
neue Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage, neue
Beschilderung
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrine, neue Beschilderung, Sitzgelegenheit,
Infrastruktur für Waren- und Leistungsautomaten
Werdohl – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (150 m Länge), neue Beleuchtung,
neue Beschilderung, Informationsvitrine, Wetterschutz,
Sitzgelegenheit
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge, neue
Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage, neue Beschilderung
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrinen, neue Beschilderung, Sitzgelegenheit,
Infrastruktur für Waren- und Leistungsautomaten
Plettenberg – Kategorie B3
– Bahnsteig: Hausbahnsteig und Mittelbahnsteig werden auf
76 cm erhöht (je 150 m Länge), neue Beleuchtung, neue Beschilderung,
Informationsvitrinen, Wetterschutz, Sitzgelegenheit
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Rampe und
Aufzug, neue Decke, neue Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage,
neue Beschilderung
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrinen, neue Beschilderung, Sitzgelegenheit,
Infrastruktur für Waren- und Leistungsautomaten
Finnentrop – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (150 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, neue Zugzielanzeige
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge,
behindertengerechte Überführung in Planung, Sanierung der
Tunnelanlage, neue Beschilderung
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Fahrgastinformationsanlage, neue Beschilderung
Grevenbrück (Westfalen) – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue Beleuchtung,
neue Beschilderung, Informationsvitrine, Sitzgelegenheit
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzug, neue
Decke, Sanierung der Tunnelanlage, Anbindung einer geplanten
Straßenunterführung an den Bahnsteig
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrine
Meggen (Westfalen) – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung, Sanierung des Bahnsteigdachs
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge oder
Rampen, Sanierung der Tunnelanlage, neue Beschilderung
Die Bahnhöfe
Altenhundem – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht
(150 m Länge), neue Beleuchtung,
neue Beschilderung
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge,
Sanierung der Tunnelanlage, neue Beschilderung
Kirchhundem – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, Informationsvitrine
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: behindertengerechter
Neubau, Pflasterung, neue Beleuchtung, Sanierung der
Tunnelanlage, neue Beschilderung
Welschen-Ennest – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge,
Pflasterung, neue Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage
Littfeld – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, Informationsvitrine
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Pflasterung, Sanierung
der Tunnelanlage
Eichen (Kreis Siegen) – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, Informationsvitrine
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Pflasterung, neue
Beleuchtung
Kreuztal – Kategorie B3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (500 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, Informationsvitrine,
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Neubau Aufzüge, neue
Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage, neue Beschilderung
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrinen, neue Beschilderung
Hüttental-Geisweid – Kategorie C3
– Bahnsteig: wird auf 76 cm erhöht (300 m Länge), neue
Beleuchtung, neue Beschilderung, Informationsvitrine
– Zu- und Abgangswege zum Bahnsteig: Pflasterung, neue
Beleuchtung, Sanierung der Tunnelanlage, neue Beschilderung
Siegen-Weidenau – Kategorie B1
– Bahnsteig: Mittelbahnsteig wird auf 76 cm erhöht
(150 m Länge), neue Beleuchtung, neue Zugzielanzeige
– Verknüpfungsbereich Empfangsgebäude/Bahnhofsvorplatz:
Informationsvitrine
Beschreibung
Kategorie A – Überregionale Verkehrsfunktion
1 National/international bedeutende Fernverkehrs-Knotenbahnhöfe
2 Landesweit bedeutende Knotenbahnhöfe mit Fernverkehrsanbindung
3 Landesweit bedeutende Knotenbahnhöfe
Kategorie B – Regionale Verkehrsfunktion
1 Regional bedeutende Knotenbahnhöfe
2 Regional bedeutende Bahnhöfe mit nachgeordneter Verknüpfungsfunktion
3 Regionale Bahnhöfe mit wichtiger regionaler Verknüpfung
Kategorie C – Lokale Verkehrsfunktion
1 Bedeutende SPNV-Halte mit hoher Haltestellenbelastung
2 SPNV-Halte mit durchschnittlicher Haltestellenbelastung
3 SPNV-Halte mit geringer Haltestellenbelastung
Herrn
Dr. Peter Ramsauer
Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung
11030 Berlin
Siegen, 12. November 2010
Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Hagen und Gießen
Sehr geehrter Herr Minister Ramsauer,
mit Bestürzung haben wir Ihre Ankündigung registriert, auf den Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke aus Kostengründen und wegen angeblicher unzureichender Wirtschaftlichkeit verzichten zu wollen. Die Wirtschaft in Südwestfalen und in Mittelhessen kann nicht nachvollziehen, dass
jahrelange Planungszusagen und Qualifizierungsmaßnahmen für diese Strecke nunmehr ihre betriebs- und volkswirtschaftliche Rechtfertigung verloren haben sollen. Die massive Investitionszurückhaltung der Deutschen Bahn in den letzten zwanzig Jahren zu Lasten dieser Trasse zwischen den Wirtschaftsräumen Rhein-Main und Rhein-Ruhr erfährt nun nachträglich aus Ihrem Hause gewissermaßen eine politische Rechtfertigung. Dies kann und will die Wirtschaft in Südwestfalen und Mittelhessen nicht hinnehmen! Die Industrie- und Handelskammern Hagen, Siegen und Lahn-Dill stellen nach erster Bewertung Ihrer Entscheidung und der vorgetragenen Begründung folgendes fest:
Sehr geehrter Herr Minister Ramsauer,
für die Wirtschaft in Südwestfalen und Nordhessen bitten wir Sie nachdrücklich, unter Berücksichtigung dieser ersten Einschätzung die von Ihrem Haus angekündigte Absage an einen Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke zumindest einer weiteren kritischen Überprüfung und Relativierung zu unterziehen. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein Verzicht auf den Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke nicht nur unter ÖPNV3 relevanten Gesichtspunkten, sondern auch und insbesondere hinsichtlich der zukünftig zunehmenden Bedeutung als Gütertransportweg einer neuen und dann zutreffenderen Bewertung unterzogen werden muss.
Die Wirtschaft in Südwestfalen wird sich mit dem Verzicht auf einen Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke, der uns seit Jahren zugesagt wurde und bisher am fehlenden Eigenbeitrag der Deutschen Bahn gescheitert ist, nicht abfinden, vor allem, weil damit die wirtschaftlichen Perspektiven dieser Industrieregion gefährdet werden. Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir nicht nur dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Herrn Grube, unsere Argumenten mitgeteilt haben, sondern insbesondere auch alle Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus unserer Region auffordern werden, die angekündigte Absage für ein qualifizierteres Schienenangebot in Südwestfalen und Hessen politisch nicht zu akzeptieren.
Wir hoffen und bitten darum, trotz der bisherigen Argumentation Ihres Hauses in eine konstruktive und letztlich noch ergebnisoffenen Diskussion eintreten zu können.
Mit freundlichen Grüßen
IHK Siegen
Klaus Th. Vetter Franz J. Mockenhaupt
Präsident Hauptgeschäftsführer
SIHK zu Hagen
Harald Rutenbeck Hans-Peter Rapp-Frick
Präsident Hauptgeschäftsführer
IHK Lahn Dill
Uwe Hainbach Andreas Tielmann
Präsident Hauptgeschäftsführer
Für das Jahr 2012 wurden von DB-Netze etliche Baumaßnahmen auf der Strecke Hagen - Siegen angekündigt. Damit sind neben Gleiserneuerungen vorwiegend der Rückbau von Weichen und Nebengleisen gemeint. Überraschend ist auch der zweigleisige Ausbau des (eingleisigen) Giersbergtunnels in Siegen vorgesehen. Hier hat sich jedoch im Jahr 2012 nichts getan...
Im Oktober 2013 verlautet, daß die EU 26 Milliarden Euro in den Ausbau des sogenannten Verkehrs-Kernnetzes investieren wird. Bestandteil sind auch Nord-Süd-Bahnverbindungen in Deutschland, hier besonders die Bahnstrecken ent-lang des Rheines. Dort sind jedoch die Grenzen der Zugkapazitäten und die der Lärmbelastung erreicht oder überschritten, so daß über Ausweichstrecken nach-gedacht werden muß. Dafür käme die Ruhr-Sieg-Strecke in Betracht, die be-kanntlich schon zu den Kern-Korridoren der DB-Netze zählt.
Links:
EU-Bahn-Korridore
http://ec.europa.eu/transport/themes/infrastructure/connecting/doc/revision/list-of-projects-cef.pdf